Eines gleich vorweg: Ein Holzmassivhaus muss nicht zwingend in Form eines Blockhauses gedacht werden. Schon vor Jahren hat die massive Holzplatte – also mehrere kreuzweise übereinandergelegte und miteinander verleimte Holzlagen – das Bauen mit Holz einfacher und vielfältiger gemacht und die konstruktiven Möglichkeiten immens erweitert. In Abgrenzung zum Holz-Skelettbau kommen hier also vollflächige und tragende Wand-, Dach- oder Deckenelemente aus massiven Holzbauteilen zum Einsatz.
Aus ökologischer Sicht sprechen verschiedene Aspekte für diese Bauweise. Im Vergleich zu Ziegelbauten beispielsweise benötigt die Herstellung und Bearbeitung von Massivholzbauteilen sehr wenig Energie. Holz ist als nachwachsender Rohstoff CO2-neutral, so dass die Massivholzbauweise hohen ökologischen Ansprüchen genügt. Unbehandelte Massivholzwände können am Ende ihrer Lebenszeit bedenkenlos entsorgt und wiederverwendet werden.
Wer den ökologischen Grundgedanken konsequent fortführen will, muss jedoch auch bei den anderen Bauteilen auf deren Umweltaspekt achten. Dies betrifft vor allem die Außenwanddämmung. Denn bei der Holzmassivbauweise ist immer auch ein Witterungs- und Wärmeschutz zu empfehlen, weil Holz allein „nur“ eine mittlere wärmedämmende Wirkung erzielt. Die Wärmedämmung wird in der Regel an den Außenwänden mit Hilfe verschiedener Fassadensysteme realisiert. Zum Einsatz kommen beispielsweise Holzweichfaserplatten, vorgehängte Wärmedämmelemente oder Wärmedämmverbundsysteme (WDVS). Das bedeutet, dass bei dieser Art der Massivbauweise die Dämmebene klar von der Tragstruktur getrennt ist.
Auch wenn Holzmassivbauten grundsätzlich als besonders ökologisch gelten, haben sie doch einige Nachteile, die es zu bedenken gilt. Im Gegensatz zur Leichtbauweise, wo Holzständer für die Lastabtragung verantwortlich sind, werden bei massiven Holzbauten großformatige, flächenhafte Elemente eingesetzt. Aus diesem Grund ist der Holzverbrauch hier deutlich höher. Für 10 m² Außenwand braucht man 1 m³ Holz, also die 5fache Menge einer Holzriegelwand – bei gleicher Funktion.
Auch das Gewicht einer Holzmassivwand ist deutlich höher, was beim Transport unter Umständen einen Unterschied machen kann. Der Schallschutz von Holzmassivhäusern erfüllt zwar die Norm, ist aber schlechter als bei der Holzriegelbauweise, da hier durch die Kombination verschiedener Bauteile die Schwingungen stärker gedämpft werden. Außerdem ist die Luftdichtheit bei der Holzleichtbauweise eher zu gewährleisten, weil der Vorfertigungsgrad deutlich höher ist. Bei einer Holzmassivwand ist die Luftdichtheit auf der Baustelle, und damit unter dem Einfluss von Wind und Wetter, herzustellen. Da die Dämmebene von der Tragebene getrennt ist, unterliegt man zudem leicht der Versuchung, aus Kostengründen auf eine EPS-Dämmung zurückzugreifen und damit alle durch das Holz erzielten ökologischen Aspekte wieder zu vernichten.