Visionärer „Lebenstraumerfüller“ Weissenseer wird 90
Vom kleinen 2-Mann-Zimmereibetrieb zu einem der wichtigsten österreichischen Innovationstreiber ihrer Branche: Die Firma Weissenseer wird 90. Ein Rückblick auf die wichtigsten Meilensteine und ein Ausblick darauf, wie die Weissenseer Zukunftspläne die Art zu Bauen nachhaltig verändern können.
Vor genau 90 Jahren begann unweit des Weissensees eine Erfolgsgeschichte, die eng mit dem Baustoff Holz verbunden ist. Beschäftigte sich der Gründer und Großvater des heutigen Eigentümers und Geschäftsführers Christof Weissenseer noch in erster Linie mit klassischen Zimmermannskonstruktionen, rückte mit der Zeit die Elementbauweise und der mehrgeschossige Wohnbau zunehmend in den Fokus. Zu tun hat diese Entwicklung auch mit dem persönlichen Werdegang von Christof Weissenseer. Mit 19 Jahren zog es ihn nach Kanada, wo er im Holzbauunternehmen seines Onkels jobbte. „Schon zur damaligen Zeit wurden in USA 5-bis 6-Geschosser aus Holz errichtet, die mit Hilfe vorgefertigter Elemente auf der Baustelle montiert wurden“, erzählt Weissenseer. Zurück in Österreich, wo er bereits mit 21 Jahren den elterlichen Betrieb übernahm, rückte er die Systematisierung in den Fokus und legte somit den Grundstein einer beispiellosen Erfolgsstory.
Visionäres Denken in anderen Maßstäben
Heute gilt die Firma Weissenseer als eines der innovativsten Unternehmen seiner Branche und sorgt mit seinen Projekten immer wieder weltweit für Aufsehen. Viele davon waren und sind echte Meilensteine in Sachen Nachhaltigkeit, schonendem Umgang mit Ressourcen und Energieeffizienz. Alle diese Parameter sind fest in der Unternehmens-DNA der Weissenseer verankert. Nicht erst, seit dieses Thema mehr und mehr in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückt, sondern seit Jahrzehnten. „Als Unternehmen mit einer derart langen Tradition im Holzbau, denken wir in anderen Maßstäben. Was uns antreibt, ist die Frage: Wie schaffen wir es, für unsere Kinder und Enkelkinder eine intakte und lebenswerte Welt zu hinterlassen?“, so Christof Weissenseer.
Vom Passivhaus zur Plusenergie
Genau diese Art zu Denken prägt seit Jahrzehnten das unternehmerische Handeln der Firma, die bereits 1998 das erste Passivhaus gebaut hat. Der nächste Meilenstein folgte 2006 mit der Errichtung des ersten energieautarken, schwimmenden Passivhauses aus Holz, das sich mit dem Sonnenstand dreht und somit die solare Energie optimal nutzt. Die Erkenntnisse mehrere Forschungsprojekte flossen in diesen Bau mit ein und seither steht die enge Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen an der Tagesordnung.
Diese Idee, qualitativ hochwertige Gebäude zu schaffen, die unabhängig von herkömmlicher Energieversorgung funktionieren, hat das Weissenseer-Team nie mehr losgelassen. Umgesetzt haben sie sie bereits mehrfach. Unter anderem am eigenen Unternehmensstandort. Denn 2008 übersiedelte Weissenseer nach Greifenburg in die „kompakteste Fabrik der Welt“, wo auf minimalem Raum eine maximale Produktionsleistung erzielt wird. Hier hat man eine völlig neue, nach Zeit- und Platzkriterien optimierte Produktionslinie errichtet, die die Bauzeit eines Passivhauses deutlich reduziert. Außerdem muss die „kompakteste Fabrik der Welt“, in der die Fertigungshalle sowie Büroräumlichkeiten untergebracht sind, kaum zusätzlich beheizt werden. Die Abwärme der Maschinen, die optimierte Gebäudestruktur mit internen Heizquellen sowie großer Glasfenster reichen aus, um die Fabrik warm zu halten. Damit erfüllt sie den Passivhausstandard und dient als Modell für verschiedene Objekte, die Weissenseer seither realisiert hat.
Weltbestes Solar-Haus: LISI
Über eine Auszeichnung der besonderen Art durfte sich das Unternehmen Weissenseer im Jahr 2013 freuen, als das von ihm errichtete Einfamilienhaus LISI, gemeinsam mit der TU Wien, bei einem internationalen Wettbewerb zum besten Solarhaus der Welt gekürt wurde. LISI erzeugt genug Energie, um den täglichen Bedarf der Bewohner zu decken, besteht zu 96 Prozent aus Holz und passt damit perfekt zur Philosophie der Firma Weissenseer.
Auch mit der Seestadt Aspern, wo 2014 Österreichs größte Gebäudehülle aus Holz entstand oder der Realisierung der ersten Plusenergie Moschee der Welt in Kasachstan, hat sich Weissenseer längst über Österreich hinaus einen Namen gemacht.
Offene Innovationskultur für die Projekte von morgen
Auch in Zukunft hat Weissenseer Großes vor und geht mit dem über die vielen Jahre erworbenem Know-how ganz offen um. „Wir bemühen uns nicht um Patente, sondern leben eine offene Innovationskultur, die durch unsere Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten geprägt ist“, so Christof Weissenseer. Allein in der „Denkwerkstatt“ am Standort Greifenburg arbeiten insgesamt 50 Mitarbeiter in unterschiedlichsten Funktionen an der Entwicklung visionärer Zukunftsprojekte und denken nachhaltiges Bauen weiter. „Autarke Lebensräume, Mobilität und Ernährung sind unsere Themen der Gegenwart. ‚Cradle to Cradle‘ das ultimative Ziel in der Zukunft“, betont Christof Weissenseer. Damit ist gemeint, dass sich die Weissenseer-Experten bereits in der Planung nicht nur Gedanken über die Errichtung, sondern auch die spätere „Entsorgung“ eines Gebäudes machen. Sie versuchen den Ressourcenverbrauch möglichst gering zu halten und solchen Materialien den Vorzug zu geben, die entweder komplett biologisch abbaubar sind oder ohne großen Qualitätsverlust wieder recycelt werden können.
Ein Konzept, das künftig nicht nur österreichische Kunden mit nachhaltigem Wohn- und Arbeitsraum versorgen soll. Denn schon in den letzten Jahren gründete Weissenseer Schritt für Schritt Standorte in Deutschland (Berlin, 2016), in Kasachstan (2017) und Österreich (Wien, 2017).
Nach ersten Projekten in postsowjetischen Ländern und in China will man künftig vor allem am skandinavischen und nordamerikanischen Markt Fuß fassen. Aber auch am Standort Greifenburg wird in den nächsten zwei bis vier Jahren kräftig investiert, unter anderem in eine neue Lagerhalle und in die Installation einer Fertigungslinie, die die Produktion vorgefertigter Bad- und Technikmodule erlaubt. Maßnahmen wie diese sollen dazu beitragen, den Umsatz im Bereich Einfamilienhäuser von aktuell 5 auf rund 15 Mio. Euro im Jahr 2024 wachsen zu lassen.
„Investitionen in die Technik sind das Eine, unsere Mitarbeiter aber sind und bleiben unser wichtigstes Kapital. Sie sind ‚Lebenstraumerfüller‘, die all ihre Kraft und Leidenschaft investieren, weil sie verstanden haben, wie sinnstiftend ihre Arbeit ist. Es ist einfach ein schönes Gefühl, für Menschen einen Lebensraum zu schaffen, der höchsten ökologischen und architektonischen Anforderungen entspricht“.